geb.1937 –      / Sozialarbeiter, Diplom-Pädagoge, Autor
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Der Teufelfussabdruck an der Kirche zu Ganderkesee

Der Teufelfussabdruck an der Kirche zu Ganderkesee

Die Sage erzählt: „Als man die Kirche zu Ganderkesee baute, kam der Teufel hinzu und fragte, was sie da bauen wollten. „Ein Wirtshaus“ antworteten die Bauleute. Darüber war der Teufel froh und begann fleißig mitzuarbeiten. Er trug die großen mächtigsten Steine herbei, welche in dem Mauern stecken, und fügte sie ein, so dass der Bau rasch vorwärts kam. Allmählich aber, als man gar keine Scheerwände (Trennwände) errichtete, vielmehr anfing, die Gewölbe herzustellen, erkannte er, dass man ihn betrogen und  er an einer Kirche mitgearbeitet hatte. Wütend versuchte er nun das Gewölbe einzustoßen, allein, er selbst hatte zu gut gebaut und er brachte es nicht weiter, als dass sein Schwanz und sein Pferdefuß sich in zwei Steinen abdrückten, die noch an der Mauer an der Südseite  zu sehen sind.“ (Strackerjahn, Ludwig: Aberglauben und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Oldenburg, 1909, Bd.1, 305.)

Die Spuren des Teufelschwanzes (wohl Wetzrillen um Gesteinspulver für Heilzwecke zu erhalten) sind leider bei der unsachgemäßen Renovierung der Kirche entfernt worden.

Der angebliche Teufelsabdruck an einem Findlingsblock links neben dem Südportal der Kirche zu Ganderkesee wird archäologisch als Drehunterlage (Türangelstein) der Tür einer Vorgängerkirche gedeutet. Aber eine kultische Funktion dieser merkwürdigen Eintiefung dürfte nicht ausgeschlossen sein. Hufeisenförmige Abdrücke an Steinen aus der Vorzeit sind zahlreich bekannt. Sie könnten in einer Beziehung zu dem germanischen Gott Wodan/Odin und seinem achtbeinigem Schamanenpferd „Sleipnir“ stehen.

Eine weitere Sage berichtet Strackerjahn: „Auch die Kirche zu Ganderkesee wollte anfänglich nicht stehen, bis man ein Kind einmauerte. Der Erzähler (der Sage), meinte, es komme in der Geschichte ein mit Quecksilber  gefüllter Pferdekopf vor, wusste aber nicht wie.“

Wie Beispiele aus anderen Orten zeigen, könnte die Vertiefung als Mörser gedient haben, in dem Öl und spricht Salz in dem Stein verrieben wurde. Dieses Gemisch diente als Heilmittel. Dafür auch die Rinne am „Pferdefußabdruck“, die als Einlauf-Ablaufrinne gedient haben könnte. Ist dann der mit „Quecksilber gefüllte Pferdekopf“ eine Erinnerung an dieses Ölsalzsteingemisch? Die Mischung könnte eine entfernte Ähnlichkeit mit dem giftigen Quecksilber gehabt haben. Wurde so das Heilmittel von der Kirche zum Gift erklärt? Und wurde das Gemisch aus einem Pferdeschädel getrunken?

Eine Erinnerung an den Chemieunterricht lässt an eine weitere Verwendungsmöglichkeit des Ölsalzgemisch denken: Salz in eine Flamme geworfen, erzeugt Lichtblitze unterschiedlicher Größe und Farbe (abhängig von der Art des Salzes). Vielleicht brachte das Gemisch ähnliche Effekte, besonders, wenn Natursubstanzen, wie Bärlappsporen und Mehl hinzugefügt wurden. Dann könnte man mittels der Größe und den Farben der Lichtblitze weissagen. Beweisbar ist dies nicht.

Für Schroer ist der Teufelsfussabdruck ein aus kultischen Gründen vorgenommene Ausbohrung und der Stein könnte aus einem Großsteingrab stammen, Möglich hält er weiter, dass der Stein ehemals als Kult-und Rechtstein diente und verweist auf  Beispiele wie  Abdrücke auf Steinen von Großsteingräbern. Auch der Teufelsfuß steht nicht allein, so der Teufelsfuß an der Kirche zu Oythe (bei Vechta), der mit einer ähnlichen Sage wie in Ganderkesee verbunden ist, sowie der Ottenstein von Vrees (Hümmling). ( Schröer, Fritz: Der Schimmel bei Ganderkesee, Hus un Heimat, April 1968, 28-29.)

Der Schimmel, der sich nach einer weiteren Sage von Strackerjahn nachts auf dem Kirchenfriedhof von Ganderkesee zeigen soll, ist weiter ein Verweis auf Wodan/Odin und damit auf die kultische Vergangenheit des Ortes.