geboren am 21.April 1930 in Bremen, verstorben am 12. Juni 2014 in Oldenburg.
Heinz-Günther erlernte den Beruf des Urmachers und übernahm das väterliche Geschäft in Ganderkesee. Schon früh interessierte er sich für die Geschichte seiner Heimatgemeinde und des Oldenburger Landes. In den 60er Jahren nutzte er eine Ausschreibung vom Museum für Mensch und Natur in Oldenburg und wurde dort archäologischer Mitarbeiter. So konnte er seine Neigungen beruflich wahrnehmen. In der Folgezeit entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit mit dem Archäologen Dr. Heino-Gerd Steffens. Heinz-Günther hatte eine besondere Begabung archäologische Fundstätten aufzufinden. So fand er zwei Fibeln der römischen Kaiserzeit von herausragender Qualität, ausgerechnet im Bett der Immerbäcke in Immer. (Die Kunde N.F.39. 1988.S. 131-136)
Mir ist seine Führung durch das Lager der archäologischen Funde im Oldenburger Museum in Erinnerung. Das war Heinz-Günther: Offen und hilfsbereit für Interessierte, aber immer bescheiden. Noch bis wenige Wochen vor seinem Tod habe ich mir bei Ihm Rat und Bücher holen können.
Im September 1976 nahm Heinz-Günther mit Dr. Steffen in Ganderkesee an einer Notausgrabung eines Hügelgrabes (Errichtet ca. 2010 v.Chr.) teil. 1876 waren noch 31 Hügelgräbern in der Umgebung des Flugplatzes Ganderkesee vorhanden. Grabhügel dieses Typs finden sich sehr selten. Die letzten 12, die 1968 noch auf dem Gräberfeld zu erkennen waren, wurden – bis auf eins – vom Erbauer und Betreiber des Flugplatzes mit Billigung des Rates und der Verwaltung der Gemeinde Ganderkesee vernichtet. Ein eindeutiger Verstoß gegen das vorbildliche oldenburgische Denkmalschutzgesetz von 1911 (bis 1974 gültig). Dies muss Heinz-Günther sehr betroffen haben. Dazu Weiteres unten.
Heinz-Günther war Mitglied des Orts-und Heimatvereins Ganderkesee. Seine Beitrittserklärung trägt die Nummer 120. Er war langjähriger Schriftführer des Vereins. Er erkundete und schrieb über die Vorgeschichte von Ortschaften der Gemeinde Ganderkesee. „Auf der Loge“, westlich von Ganderkesee, ergrub Heinz-Günther einen mittelalterlichen Steinkeller. Die von ihm angeregte dringende weitere Untersuchung des Bereichs wurde unterlassen und als Gewerbegebiet ausgewiesen! Die Kirche in Ganderkesee und ihr Friedhof beschäftigten ihn in den letzten Jahren. 1945 erlebte er den Kampf in Ganderkesee. Das Gesehene setze er in Bildern um, die zum Teil im Heimatkalender Ganderkesee veröffentlicht wurden.
Sein großes handwerkliches Geschick setzte Heinz-Günther bei der Erstellung von Modellen ein, die das Oldenburger Museum bereicherten, aber auch, durch das Modell eines Hügelgrabes, das Heimatmuseum des Ort- und Heimatvereins Ganderkesee in Bürstel.
Innovativ waren seine Ideen zum Beispiel für die Herstellung Lackprofilen und Klimaschränke, über die er in archäologischen Fachzeitschriften berichtete. So bereicherte er auch die experimentelle Archäologie. Sein besonderes Interesse fanden Uhren und mittelalterliche Töpferwaren. Bücher über diese Themen wurden vom Museumdorf Cloppenburg verlegt.
Die Liste seiner Publikationen umfasst 61 Titel! Eine beachtliche Lebensleistung.
Ein weiteres Interessengebiet war die Familienkunde. Als Mitglied der Oldenburgischen Gesellschaft für Familienkunde (in der AG Quellenerfassung) verfasste er Beiträge zur Familienkunde.
Heinz-Günther war auch Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft Archäologische Denkmalpflege Oldenburg“, an deren Sitzungen er regelmäßig teilnahm. Kritisch sah er die Entwicklung der Zeitschrift der Oldenburgischen Landschaft „kulturland oldenburg“, die die Alltagskultur der kleinen Leute ignoriert.
Dieser produktive Ganderkeseeer mit seinen wertvollen Veröffentlichungen erhielt keinen Ehrenteller und keinen Orden. Nicht verwunderlich, weil er sich vehement gegen Entwicklungen stellte, die die kulturgeschichtliche Identität seiner Heimat zerstörten. Damit macht man sich keine Freunde bei Behörden, Politikern und Unternehmern. Ein Ergebnis dieser Charaktereigenschaft von Heinz-Günther war der Brandbrief, den er 1976 gegen die Zerstörung des letzten Hügelgrabes am Flugplatz an die Beteiligten verschickte. Er erreichte unter Mühen, gegen die Ignoranz von Interessenvertretern der Wirtschaft, dass das Gelände des Hügelgrabes aus öffentlichen Mitteln und des Orts-und Heimatvereins angekauft werden konnte. Der genannte Verein pflegt die Umgebung des Grabes.
Das Fehlen einer Dekorierung ist hier die größere Ehre!
Allein dies ihn auszeichnende Eingreifen sollte Verpflichtung sein, das Andenken an Heinz-Günther Vosgerau aufrecht zu halten. Finden sich weiterhin Mutige, die sich für die Erhaltung unseres kulturellen Erbes einsetzen.
Hermann Speckmann