Die Mehrheit der Bürger der Gemeinde Ganderkesee dürften unter dem Lärm, des vom Atlas Airfield ausgehenden Flugverkehrs leiden. Seit Inbetriebnahme haben Betroffene und Bürgerinitiativen öffentlich ihren Ärger geäußert. Ohne erkennbaren Erfolg. Wenn man die Flugleitung erreichen sollte, erhält man Auskünfte wie: Piloten können fliegen wie sie wollen oder der Überflug über bewohntes Gebiet war durch eine Notlage bedingt! (Dies ergäbe eine beängstigende Zahl von Notlagen!) Dieser Ignoranz stehen die veröffentlichen Aussagen des Flugplatzbetreibers entgegen: „Wer sich gestört fühlt soll sich melden, dann würde man die Piloten ansprechen.“ (Ralf Sauer) Das mag man mal versuchen.
Die an die Gemeindeverwaltung und den Gemeinderat gerichteten Bürgerbeschwerden waren ergebnislos. Die Gemeinde sieht keine Zuständigkeit, obwohl diese aufgrund des Allzuständigkeitsprinzips gegeben wäre, sie also eine Grundverantwortung für die Gesundheit der Gemeindebürger hat, die nicht mit dem Hinweis auf die Zuständigkeit von Fachbehörden abgewiesen werden kann.
Die Lokalpolitiker dürften mit dem Hinweis auf die Arbeitsplätze zum Schweigen gebracht worden sein, obwohl kein Zusammenhang zwischen Arbeitsplätzen und verlangtem korrekten Flugverhalten erkennbar ist. Vielleicht schreckt auch noch die Drohung des Flugplatzgründers, Weyhausen-Sauer: „Wenn er wolle, gingen in Ganderkesee die Lichter aus“ (sinngemäß). So ist die von der SPD im Jahr 2000 geforderte Einrichtung eines Flugplatzbeirates – mit Bürgerbeteiligung – nie zustande gekommen
Piloten fliegen weiter über Wohngebiete, auch quer über den Ort, obwohl An-und Abflug über kaum bewohnte Gebiete möglich ist.
Wie ist dieses Verhalten zu erklären?
Ist den Lustpiloten die Störung der Bürger gleichgültig? Was „unter ihnen ist“ hat den von denen, die „über ihnen sind“, produzierten Dreck hinzunehmen. In den Wolken abgehoben erreicht den Piloten die Welt der Irdischen mit ihren Bedürfnissen nicht mehr: Die arrogante Abgehobenheit der Oberen. Dies bedingt durch eine damit verknüpfte Dissozialität (?): Was interessiert mich, welche Schäden ich durch mein Verhalten verursache? Ist diese Haltung durch eine pathologische Persönlichkeitsstruktur begründet? Narzisstisch: Nur was für ihre Großartigkeit („Ich bin der Überflieger.“) von Gewinn ist, hat für sie Bedeutung.
Sowohl die Piloten als auch die Flugplatzverantwortlichen haben sich von den Nöten und Bedürfnissen der Bevölkerung abgekoppelt.
Geräuschbelästigung
In der bisherigen Diskussion ist fast nur die von den Flugzeugen ausgehende Geräuschbelästigung beklagt worden Fluglärm und Straßenlärm erhöht das Risiko für Herz- Kreissauferkrankungen und Herzinfarkte. Aber es ergeben sich weitere Problemfelder:
Flugimmissionen
Eine weitere unsichtbare, die Gesundheit möglicherweise sehr viel mehr beeinträchtigende Gefahrenquelle, ist die Schadstoffmenge, die durch Kerosin-Verbrennungsprodukte der Flugzeuge auf die Umgebung, die Menschen in Ganderkesee sowie den überflogenen Orten niedergeht und die u.a. Krebs verursachen kann. Der vor allem vom Straßenverkehr verursachte Luftfeinstaub ist die größte von der Umwelt ausgehende Gesundheitsgefahr und führt in Deutschland zu 240000 vorzeitigen Todesfällen (Entzündungen der Luftröhre, der Bronchien und der Lunge, Plaquebildung in den Blutgefäßen, erhöhte Thromboseneigung und Beeinträchtigung des vegetativen Nervensystems). In Ganderkesee kommen die Flugimmissionen hinzu.
Dem Gesundheitsamt des Landkreises Oldenburg wurde erst durch meine Anfrage nach Aussagen des Krebsregisters über eine Häufung von Krebsfällen in der Umgebung des Flugplatzes bekannt, dass der Feinstaub der Flugimmissionen zu dieser Erkrankung führen kann. Angeblich lässt das Register dazu keine Aussagen zu.
Der Beitrag zur Klimaerwärmung
Der Flugplatz Ganderkesee dürfte der übelste Klimakiller der Gemeinde sein. Naheliegend, dass dann das Klimaschutzmanagement der Gemeinde ihn in den Blick nehmen müsste. Mit Verweis auf andere zuständige Behörden geschieht dies aber nicht. Ob diese tätig sind und gegebenenfalls mit welchen Ergebnissen wird nicht angefragt. Die Gemeinde vernachlässigt ihre Fürsorgepflicht für die Bewohner: Lieber wegducken, wenn der Übeltäter zu mächtig ist.
Verantwortliche des Flughafens verweisen stolz auf ihre Klima- und Umweltschutzbemühungen: Sie haben Blühstreifen am Flugplatzrand angelegt. Es soll ein vorbildliches Biotop entwickelt werden. Ein Feigenblatt, wohl um eine Erweiterung des Flughafens zu kaschieren. Ein Interesse, die tatsächlichen Klimakosten festzustellen, dürften die Platzbetreiber nicht haben. Mit Bewunderung muss man die Ganderkeseeer betrachten: Mit welcher Schafsgeduld ertragen sie den krankmachenden Fluglärm, die Flugimmissionen und den Bestand eines Klimakillers in ihrer Gemeinde.
Eine Schließung des Flugplatzes ist nicht zu erreichen.
Aber zwei schlichte Mindestforderungen an die Flugplatzbetreiber sollten die Ganderkeseeer durchsetzen:
1. Dringender Hinweis der Flugleitung an die Piloten auf Einhaltung der Platzrouten und der Flugrouten über kaum bewohntes Gebiet.
2. Bei Anflug: Wenn möglich durch Drosselung des Motors.